Der Garten

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Lange Zeit habe ich sie versteckt, nachdem ich sie bemerkt habe. Verwundert und erstaunt habe ich sie angesehen. Und konnte mir keinen Reim darauf machen. Ich wusste nur: Sie sieht so verletzlich aus. So wunderschön und wild. Aber so zerbrechlich, dass ich sie auf keinen Fall der Welt zeigen konnte. Doch irgendwann merkte ich, dass sie nicht mehr weiter gewachsen war. Sie war zwar immer noch da. Die wilde Blume in voller Blüte. Aber ihre Farbe wurde immer blasser. Und ihre Blätter knickten in der Enge meiner Brust ein. Sie brauchten mehr Platz. Und es war als würde sie mich still anflehen: „Bitte zeig mir die Welt.“

Natürlich würde sie das niemals fragen. Sie würde niemals fordern. Aber ihr Zustand zerbrach etwas in mir. Also trug ich sie nach außen. Direkt vor meiner Brust. Dass sie jeder sehen konnte.
Die zarte Blüte ohne Namen. Ich trug sie nach außen, auch auf die Gefahr hinaus, dass jederzeit jemand kommen konnte, um sie abzureißen. Ich trug sie nach außen, auch auf die Gefahr hinaus, dass jemand kommen könnte und sie zerpflücken würde.
Und sie kamen. Manche nahmen nur ein Blütenblatt mit und legten es fein säuberlich in ihr Tagebuch, andere spielten mit ihren Blüten Liebesorakel:

„Er liebt mich, er liebt mich nicht.“

Und dann kam der Gärtner und schnitt sie einfach ab, als sie eh schon nur noch an einem Blatt hing. Und ich blutete. Ich hielt meine Hände vor der Brust, doch es hörte nicht auf.
Ich blutete aus meinen Augen, meiner Seele. Sie war weg. Du hast sie mir genommen. Und bist einfach verschwunden. Niemand kam, um meine Wunde zu versorgen.
Aber ich hatte noch zwei Hände und ich hatte ein Paar Augen und Beine, die mich trugen und meinen Atem, der trotz dem Schmerz weiterhin funktionierte und mich versorgte. Bis ganz langsam aus der Wunde eine Narbe wurde. Die Ärzte sagten: „Es tut uns leid. Die bleibt für immer.“ Die anderen fragten: „Was ist passiert?“ Und du hast dich abgewandt.
Aber was sie alle nicht kannten, waren ihre Wurzeln und Ranken, die noch tief in mir verankert waren.

Die Jahre vergingen, Blätter fielen, Flocken tanzten, Blütenregen verirrte sich in Wind und Haar aus allen Himmelsrichtungen. Und plötzlich eine Knospe aus meiner Narbe und plötzlich eine Farbe, wie ich sie noch nie gesehen habe. Und plötzlich war sie da. Noch stärker und schöner. Eine neue Blume, die nicht mehr namenlos war. Denn als ich sie endlich gesehen habe. Hat sie ihn mir verraten, ohne etwas zu sagen.
Die wunderbare Blume namens Liebe.
Ich zeige ihr nicht mehr die Welt.
Ich zeige sie der Welt.

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