Metamorphosen
Ich kann mich noch genau an diese Nächte erinnern, in denen ich weinend aufgewacht bin. Oder vor Schmerzen nicht einschlafen konnte. Meine Beine taten so weh. Keine Salbe der Welt konnte diese Schmerzen wirklich lindern.
„Du brauchst keine Angst zu haben, das sind nur Wachstumsschmerzen“
hat mir meine Mutter dann immer liebevoll gesagt. Ich lernte, dass Wachstum nicht nur Veränderung mit sich brachte, sondern auch schmerzhaft war.
Irgendwann sind diese Schmerzen verschwunden. Meine Beine sind nicht mehr gewachsen. Plötzlich war ich also erwachsen. Körperlich eine Frau. Eine junge Erwachsene. Und wer hätte gedacht, dass ich dennoch weiterwachsen würde. Tag für Tag. Zwar nicht mehr Millimeter für Millimeter, dafür Stück für Stück, als Mensch. Und es tat weh. Verdammt weh tat es. Da waren die früheren Beinschmerzen plötzlich völlig harmlos und vor dem Hintergrund meiner eigenen Entwicklung lediglich kleine Kratzer in der Erinnerung. Metamorphosen können weh tun. Vor allem wenn man sich wie eine Raupe verpuppt und sein altes Ich zurücklässt.
Diese alte Haut, ohne die man niemals fliegen könnte und die man doch früher oder später abstreifen muss, um in die Welt hinausfliegen zu können. Aber so ist es. Ich habe gelernt, keine Angst mehr vor Wachstum zu haben, auch wenn es sich manchmal schmerzhaft anfühlt. Auch wenn sich dadurch manche Tage einsam anfühlen. Die Raupe wartet nicht auf Gesellschaft bis sie sich verpuppen darf. Sie fragt nicht nach Erlaubnis. Sie folgt ihrem Urinstinkt und verwandelt sich ganz für sich alleine bis sie vielleicht irgendwann ganz vielen Schmetterlingen begegnet. Oder auch nur dem einen. Mit dem sie für eine kurze Ewigkeit in der Luft tanzen kann. Und vielleicht sind sie deswegen so schön. Die Schmetterlinge.
Weil jeder irgendwo den gleichen Prozess hinter sich gebracht hat. Auf ganz unterschiedlichen Wegen, vielleicht zu unterschiedlichen Zeiten. Doch früher oder später treffen sie sich in der Luft. Und erkennen sich. Sie klammern nicht an ihrer alten Haut. Manchmal muss etwas erst zerbrechen, um vollständig zu werden. Manchmal muss man das Kriechen aufgeben, um fliegen zu lernen. Ich habe keine Angst meine Flügel auszubreiten und dennoch auf meinen eigenen Beinen zu stehen.
Ich hatte Tränen in den Augen beim Lesen. So wunderschön geschrieben. Und dieser Vergleich mit den Schmetterlingen hat mich sehr berührt. Danke, dass du diese Geschichte mit uns teilst.
Liebe Grüße,
Manuela
Dein Blog überrascht mich immer wieder aufs Neue. Ich liebe es wie du über so viele unterschiedliche Themen schreibst. Normalerweise kommentiere ich nie unter Blogartikeln aber ich muss dir jetzt wirklich mal ein Kompliment aussprechen. In jedem Artikel ist so viel Gefühl und die Bilder dazu erst. Wirklich mal was anderes, nicht immer nur beauty und fashion.
Wünsche dir einen wunderschönen Abend.
Viele Grüße,
Lorena
Ach liebe Lina,
Du findest einfach immer die richtigen Worte. Ein wunderschöner Text mal wieder! Hoffe du hast ein tolles Wochenende 🙂
Ganz liebe Grüße,
Julia
Meine liebe Lina, du hast hier ein Zauberwerk geschaffen, jedes Wort und jeder Buchstabe spricht mir so sehr aus dem Herzen. Ja, dieser Schmerz tut weh, wir möchten viel lieber in unserem Kokon bleiben, den wir kennen, wer will schon freiwillig leiden, aber ab und zu muss man ausbrechen und Mut beweisen, um endlich seine Flügel ausbreiten zu können. So so unglaublich zauberhaft wie du, alles alles Liebe, x S.Mirli
https://www.mirlime.at
Liebe Lina, was für ein wunderbarer und vor allem auch tiefsinniger Text, den du hier mit uns teilst – so wunderbar geschrieben und so schön nachzuvollziehen. Ich denke, dass unser Wachsen, unser Reifen und das Sammeln von Erfahrungen nicht immer nur mit schönen Dingen verbunden, manchmal müssen wir auch Trauriges, also Schmerzen im übertragenen Sinne hinnehmen, um uns weiter zu entwickeln. Dieser Prozess ist eigentlich nie abgeschlossen, egal wir auch werden, es gibt immer wieder neue Erfahrungen, ein Weiterwachsen. Danke für deine interessanten Worte.
Hab einen wunderbaren Start in die Woche und alles Liebe
Liebe Lina,
ich kann mich nicht an körperliche Wachstumsschmerzen erinnern, wie du sie beschreibst – von ihnen habe ich bisher bloß geHÖRT, vor allem bei Burschen, die zunächst eher klein gewachsen waren und dann plötzlich in die Höhe geschossen sind. Doch die anderen innerlichen Wachstumsschmerzen kenne ich ebenfalls und kann nur bestätigen, dass sie dazu gehören, wenn die Seele fliegen lernen will. Ein schöner Artikel – und ich danke dir auch für deine lieben Zeilen bei mir!
Ganz herzliche Rostrosengrüße
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2019/05/munchen-tag-1-und-2-schlossanlage.html
wooow liebes! so so schön geschrieben und ich lieb das mit dem schmetterling! ganz toll <3
https://www.petitchapeau.de/
Hallo meine Liebe,
der Text ist so schön und ergreifend geschrieben:).
Hab einen guten Start in die neue Woche;)
Liebe Grüße aus Stuttgart
Isa
http://www.label-love.eu
Wahnsinn, ich liebe deine Art zu schreiben und diesen Post!
Ganz großes Kompliment.
Liebste Grüße
Juli
https://julispiration.com
Wow, was für ein toller Text, ich konnte mir darin direkt wiederfinden!
Liebe Grüße
Jimena von littlethingcalledlove.de
Deine Worte und deine Gefühle in ihnen haben mich so tief berührt. Ich danke dir und würde dich gerade so gerne umarmen! Ich umarme mich. Und dich dabei. Möge die Stimme deines Herzens immer lauter sein als alles andere. DANKE
Sehr schön geschrieben, vielen Dank! Authentisch und Mut-machend.